Dieser Präsidentschaftswahlkampf wird sich noch ziehen, soviel ist gewiss. Bisher wurden so bedeutende Themen wie "Amtsvilla - ja oder nein?" diskutiert. Langzeitpolitiker Heinz Fischer tritt gegen die Diplomatin und Kurzzeitpolitikerin Benita Ferrero-Waldner an. Das Rennen um einen Posten mit hohem moralischen Anspruch und - wie vom Amtsinhaber eindrucksvoll vorgeführt - praktisch minimaler Macht ist eröffnet.
Eine ketzerische Frage: Wie wäre es gewesen, wenn sich SPÖ und ÖVP auf einen gemeinsamen Kandidaten, zum Beispiel Heinz Fischer, geeinigt hätten? Da geht es nicht in erster Linie um die Geldfrage - Demokratie kostet eben. Doch der politischen Hygiene hätte es gedient. Denn der Urnengang wird sicherlich zur Testwahl hochstilisiert, in der es um Rot-Grün gegen Schwarz-Blau, um Mann gegen Frau geht. Bei diesem Amt ist die Volkswahl aber ohnehin nicht der Weisheit letzter Schluss. In Deutschland kürt der Bundestag den Präsidenten und fährt damit gut. Was nicht bedeutet, dass das - wie soeben zu besichtigen - frei von langwierigem Parteienpoker ist.
Letztlich sollte es beim Bundespräsidenten um persönliche Integrität, intellektuelle Autorität und überparteiliches Denken gehen. Damit die amtierende Koalition nicht einen Kandidaten erzwingen kann, wäre die Wahl an eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament (also National- und Bundesrat) zu binden. Das hätte den großen Vorteil, dass sich der/die Gewählte später keiner einzelnen Partei verpflichtet fühlen oder sich, wie Thomas Klestil, von ihr krampfhaft distanzieren muss. Der laufende Österreich-Konvent zur Verfassungsreform böte sich als Plattform für diese Diskussion an: richtiges Thema, aber leider völlig falscher Zeitpunkt.
Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin des "Standard".
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