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Das Kasperltheater, in das Jörg Haider ganz Österreich geführt hat, verzerrt das Bild der Politik. Atemberaubende Schlussfolgerungen für angeblich ganz Europa werden aus dem irrationalen Verhalten eines einzigen Politikers abgeleitet, der jedes Maß verloren, seine Wähler um politische Früchte betrogen und die Kasperl- in eine Krokodilsrolle umgemodelt hat.

Es gibt in Österreich ein traditionelles rechtsliberales Lager, das durch die Last seiner deutschnationalen Tradition nach 1945 mit begründeten Akzeptanzproblemen zu kämpfen hatte, jedoch von Friedrich Peter und später Norbert Steger mit glaubwürdiger demokratischer Reputation ausgestattet wurde. Es durfte nicht für immer von politischer Mitbestimmung ausgeschlossen bleiben. Demokratie braucht Wechsel, nicht Verkalkung.

Jörg Haider hat es mit Begabung und politischem Charisma verstanden, diesem Lager eine große Zahl zusätzlicher Protestwähler zuzuführen, ohne begreifen zu wollen, dass man künftig nicht mehr allen alles bieten können würde. Die erstarkte FPÖ auf ihre Regierungs- und Verantwortungsfähigkeit zu testen, war für Wolfgang Schüssel parteipolitisch legitim und demokratiepolitisch notwendig. Die Gruppe um Susanne Riess-Passer hat diesen Test bestanden, Haider den Kampf mit seinem Ego nicht.

Einzig und allein er hat das Alternativprojekt Schwarz-Blau zerstört - freilich im Verein mit Opportunisten, Karrieristen und Dummköpfen, die nicht verstanden, was auf dem Spiel stand, und nicht kapierten, dass das herostratische Verhalten ihres "Führers" diesen auch unter Anhängern der eigenen Partei längst Verständnis und Vertrauen gekostet hatte. Sie sägten am Ast vermeintlich "untreuer" Gefolgsleute und staunen nun, dass sie selbst vom Baum gefallen sind.

Jetzt müssten kluge Freiheitliche einen völligen Neustart versuchen und den politischen Sarg, in dem sich Jörg Haider verschanzt hat, fest vernageln. Schüssel aber muss, um seine Kanzlerchance zu wahren, klar machen: Mit allen - nur mit diesem Einen niemals mehr!

Der Autor ist freier Publizist.

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