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DR. THEODOR PIFFL-PERCEVIC / SCHEU VOR DER „NUR-POLITIK“

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„Ich habe Scheu vor der Nur-Politik“, bekennt Dr. Theodor Piffl-Percevic, steirischer Abgeordneter zum Nationalrat und künftiger Unterrichtsminister im Kabinett Dr. Klaus. Ungewöhnlich genug ist dieser Ausspruch des Beamten der steirxschen Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft, der also seinen Beruf — Leiter der Rechts- und der Personalabteilung, seit 1950 auch stellvertretender Kammeramtsdirektor — über den Klippen und Untiefen der Tagespolitik keineswegs vernachlässigt. Als Sohn eines k. u. k. Generalstabsobersten am 17. September 1911 in Meran geboren, besuchte Piffl in Wien die Volksschule und schließlich das Jesuiten-Colle-gium in Kalksburg, wo seine Vorliebe vor allem der Geschichte gehörte: der Maturant wählte als Hausarbeitsthema die Vorgeschichte des „Dreibundes“; bei der mündlichen Prüfung gab er eine genaue Analyse der eben erst durchgeführten Verfassungs-reform von 1929.

Geschichte und Jurisprudenz: diesen Fächern widmete sich Piffl in seinen Grazer Studienjahren, wo er neben seinen juristischen Übungen und Seminaren auch historische Vorlesungen bei Erben und Meli hörte. Die Grazer Universität der dreißiger Jahre war heißer politischer Boden. Die Nationalen gaben den Ton an. „Es hieß, Farbe bekennen“, erinnert sich heute der grauhaarige, schnurrbärtige Abgeordnete, den eine Wiener Zeitung — nicht ganz zu Unrecht — in seinem Habitus mit einem altösterreichischen Offizier verglichen hat.

Piffl bekannte — obwohl nicht Angehöriger des CV — Farbe. Die rotioeißrote. Zunächst als Angehöriger der Hochschul-grupve des Heimat Schutzes, dann als Führer der Studentengruppe der Vaterländischen Front: „Die weltanschauliche Auseinandersetzung war eine wehrhafte Auseinandersetzung!“

März 1938: Unruhen in Graz. Theodor Piffl — seit 15. März 1937 Doctor iuris — führte als Rechtspraktikant das Verhör eben eingelieferter Häftlinge durch. Wenige Tage später teilte er mit ihnen die Zelle ...

Dreiwöchiger Haft folgte die plötzliche Entlassung. Dr. Pifft fand Arbeit als Sekretär in der Metallbranche.

Arn 29. November 1939 wurde er neuerlich verhaftet. Der gebürtige Südtiroler hatte in einem leidenschaftlichen Aufruf, der in vielen hektographierten Exemplaren verbreitet wurde, gegen das Hitler-Mussolini-Abkommen protestiert. Zehn Monate Gefängnis waren die Strafe für diese „Aufforderung zum Hochverrat“.

Kurzer Tätigkeit in einem kommerziellen Unternehmen folgte die Einberufung zur Luftnachrichtentruppe. Im Rußlandfeldzug für die Rettung eines Kameraden aus dem Dnjepr mit der Rettungsmedaille dekoriert, wurde Dr. Piffl, der in der Haft seine Italienischkenntnisse erweitert hatte, als Dolmetsch zu einer Kompanie italienischer Hilfswilliger versetzt. „Dies rettete mir das Leben. Meine Stammeinheit wurde aufgerieben.“ Kurz bevor Berlin in russische Hände fiel, retteten ihm seine Italiener neuerlich das Leben: Der Dolmetsch wurde mit der Kompanie in die Semmering-gegend verlegt. Schließlich bewahrte ihn die „Unzuverlässig-keit“ der Waffenbrüder auch noch ein drittesmal vor der russischen Gefangenschaft: im letzten Augenblick wurde er nach Oberösterreich versetzt. Dort warteten freilich die Amerikaner, doch konnte sich Dr. Piffl schon nach zwei Monaten auf den in jenen Tagen nicht einfachen Weg nach Graz machen, wo er zunächst das am 11. März 1938 unterbrochene Gerichtsjahr abschloß. Im Dezember 1945 trat der junge Jurist in die steirische Landwirtschaftskammer ein. „Man darf den Bauer nicht allein lassen“, ist Dr. Piffls Ansicht.

Die Wahlen des Jahres 1959 führten den Steirer — der sich bisher um Politik kaum gekümmert hatte — ins Parlament. Sein Wahlkreis ist die Untersteiermark, wo der Name Dr. Piffl-Percevic als der eines Fachmannes für die Landwirtschaft bereits einen guten Klang hatte.

Und nun der Ministersessel. „Ich bin von der Politik nicht angelockt worden, sondern mein Gewissen zwang mich zu dieser Entscheidung“, motiviert Dr. Piffl sein Zögern, die Berufung in die künftige Bundesregierung anzunehmen.

Als wichtige Säule für das neue Amt betrachtet Dr. PHfl die gute Verbindung zur Presse. Kein Wunder eigentlich. Schrieb doch Dr. Piffl schon als Student Artikel in der ..Reichspost“, später dann in den verschiedensten Blättern. h. f. m.

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