Siegfried Unseld Suhrkamp - © Foto: dpa / Heinz Wieseler

Wie Siegfried Unseld den Suhrkamp Verlag revolutionierte

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Kaum ein anderer Verleger seiner Zeit war so einflussreich und präsent wie er: Siegfried Unseld. 1952 stieg er in den Suhrkamp Verlag ein, sieben Jahre später übernahm er ihn. Ein Porträt zum 100. Geburtstag am 28. September.

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Kaum ein anderer Verleger seiner Zeit war so einflussreich und präsent wie er: Siegfried Unseld. 1952 stieg er in den Suhrkamp Verlag ein, sieben Jahre später übernahm er ihn. Ein Porträt zum 100. Geburtstag am 28. September.

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Seit dem Florian Illies 2012 mit seinem Buch über das Jahr 1913 einen fulminanten Bestsellererfolg feierte, erfreuen sich solche „Jahreszahlbücher“ enormer Beliebtheit. Vergangenes Jahr erschienen fast ein Dutzend Bücher mit der Jahreszahl „1923“ im Titel, und man darf darauf wetten, dass 2033 – hundert Jahre „Machtergreifung“ – ein wahrer Tsunami an entsprechenden Neuerscheinungen über uns Leser hereinbrechen wird.

Mindestens ein Buch wert wäre auch das Jahr 1959 als zentrales Datum der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur – das Jahr, in dem auch der literarische Wiederaufbau nach den Zerstörungen, die der Nationalsozialismus angerichtet hatte, abgeschlossen und dieses Land „wenigstens ästhetisch auf der Höhe der Zeit“ angekommen war, wie Hans Magnus Enzensberger rückblickend schrieb. Günter Grassʼ skandalträchtige „Blechtrommel“, Heinrich Bölls erzähltechnisch wohl avanciertestes Werk „Billard um halbzehn“ sowie Uwe Johnsons verrätselte „Mutmassungen über Jakob“ schienen der schlagende Beweis dafür zu sein, dass sich das deutsche Romanschaffen endlich wieder sehen lassen konnte. Paul Celan veröffentlichte seinen Gedichtband „Sprachgitter“, Ingeborg Bachmann hielt eine Dankesrede mit dem sprichwörtlich gewordenen Titel „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“, und in Übersetzung erschienen erstmals Truman Capotes „Frühstück bei Tiffany“ und Jack Kerouacs „On the Road.“

Richtiges Händchen für Literatur

Noch weitreichendere kulturelle Folgen hatte allerdings ein anderes Ereignis: Am 31. März starb Peter Suhrkamp, und sein Nachfolger als Verleger wurde Siegfried Unseld. Der am 28. September 1924 geborene Unseld, der lebenslang mit seinem „Wagner’- schen“ Vornamen haderte, war 1952 in den Suhrkamp Verlag eingetreten und sollte sich in erster Linie um Herstellung, Vertrieb und Werbung kümmern. Doch sein Antrieb, sich nach Verlagslehre und parallel absolviertem Studium ausgerechnet bei Suhrkamp zu bewerben, war ein inhaltlicher: Unseld hatte über Hermann Hesse promoviert, dessen Bücher im Frankfurter Verlagshaus erschienen und der für ihn stets ein literarischer Fixstern bleiben sollte. Noch Unselds Grabstein – er starb 2002 – ziert Hesses wohl berühmtestes Gedicht „Stufen“. Auch als Verleger hegte und pflegte Unseld weiter den Mann aus dem schweizerischen Montagnola, der lange Zeit das wohl wichtigste finanzielle Standbein des Verlags war.

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