Toxische Pommes - © Foto: Muhassad Al-Ani

Toxische Pommes: Debütroman "Ein schönes Ausländerkind"

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„Toxische Pommes" ist bekannt für ihren bissigen Humor auf Tiktok und im Kabarettprogramm „Ketchup, Mayo und Ajvar". Nun zeigt sie in ihrem Debütroman „Ein schönes Ausländerkind“ den mit Hürden gespickten Weg der Integration auf.

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„Toxische Pommes" ist bekannt für ihren bissigen Humor auf Tiktok und im Kabarettprogramm „Ketchup, Mayo und Ajvar". Nun zeigt sie in ihrem Debütroman „Ein schönes Ausländerkind“ den mit Hürden gespickten Weg der Integration auf.

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Sie ist der beste Beweis, dass Tiktok auch Gutes hervorbringen kann. Toxische Pommes, die eigentlich Irina heißt, wurde während der Corona-Pandemie mit ausgesprochen amüsanten Kurzvideos auf der Social-Media-Plattform bekannt. Darin schlüpft sie in verschiedene Rollen, von der klimabewussten Markenträgerin (Patagonia, was sonst), die nach der – selbstverständlich mit dem Flugzeug – absolvierten Weltreise anderen den Nachtzug empfiehlt, bis zum kettenrauchend seine Verschwörungstheorien zum Besten gebenden Balkanonkel. Die kurzen Videos leben von klassischen Satireelementen, sie schwanken zwischen Überzeichnung und gar nicht so viel Überzeichnung, sind im Kern politisch, aber ohne dies wie eine Monstranz vor sich herzutragen.

Ihren ganz besonderen Charme bekommen sie aber vom Schauspieltalent ihrer Schöpferin, die in aller Übertreibung ein großes Gespür für die entscheidenden kleinen Details beweist. Dabei bekennt sie sich zu einem politisch korrekten Humor, was all jene ärgert, die finden, Humor müsse alles dürfen und politische Korrektheit beschneide die Kunstfreiheit. Für Toxische Pommes handelt es sich dabei ohnehin nur um ein neues Label, das dem eigentlichen Grundprinzip von Satire verpasst wird, nämlich immer nach oben und nie nach unten zu treten. Gern tritt sie deshalb auch im PCCC*, dem Politically Correct Comedy Club, Wiens erstem queerem Comedy Club, im WUK auf.

Teil des Integrationsversprechens

Politisch korrekt hat bei Toxische Pommes nichts mit harmlos oder harmoniesüchtig zu tun, es trifft nur andere, durchaus aber auch die eigene Zielgruppe, etwa wenn sie sich über den Poverty-Schick wohlhabender Erben aus der Bobo-Szene lustig macht, die dann mitunter im Publikum sitzen. „Als weißer, Schweinefleisch essender Tschusch gehör ich heute trotzdem zu den guten Ausländern“, sagt sie auf der Comedy-Bühne, und darauf spielt auch der Titel ihres Buchs „Ein schönes Ausländerkind“ an.

Aus der Mischung zwischen Roman und Autobiografie ergibt sich das seit geraumer Zeit ungemein beliebte Genre der Autofiktion. „Ein schönes Ausländerkind“ ist näher an Letzterem dran, das merkt man auch in Interviews, in denen zwischen der Erzählerin und der Autorin kein Unterschied gemacht wird. Der Text beginnt mit der erwachsenen Protagonistin, die sich als Juristin in einem langweiligen Bürojob durch den Tag quält und sich fragt, wie sich ihr Leben so entwickeln konnte. „Ich hatte doch immer alles richtiggemacht. Ich hatte meinen Teil des Integrationsversprechens eingehalten. Ich hatte den Ausländer in mir erfolgreich wegintegriert.“

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