Humor und Horror in Eva Beresins Albertina-Ausstellung „Thick Air“
Eva Beresins Arbeiten changieren zwischen Schönem und Abstoßendem – nun in der Ausstellung „Thick Air“ in der Albertina.
Eva Beresins Arbeiten changieren zwischen Schönem und Abstoßendem – nun in der Ausstellung „Thick Air“ in der Albertina.
Humor und Horror, Anziehendes und Abstoßendes: Sie bestimmen das Œuvre der Künstlerin Eva Beresin. Wie sich Fantastisches mit Schrecklichem und Ironischem verbindet, zeigt die Albertina in der Ausstellung „Thick Air“ in rund 30 Arbeiten aus dem malerisch-grafischen Schaffen der ungarischen Künstlerin, die seit Jahrzehnten in Wien lebt. Grotesk wirken viele ihrer Figuren, einiges erscheint wie aus einer (Alb-)Traumwelt. Spukgestalten sind ebenso zu sehen wie groteske Personen und seltsam anmutende Fantasiewesen.
Aber auch die (Selbst-)Ironie kommt nicht zu kurz. In farbensprühenden Großformaten zeigt Beresin alltägliche Banalitäten ebenso wie mittelalterlich anmutende Grausamkeiten. Diese wirken nicht nur durch die expressiv aufgetragene Farbe wie aufgeladen. In der Ausstellung versammelt Kuratorin Angela Stief, die die Arbeitsweise „rauschhaft und fast manisch angetrieben“ nennt, viele aktuelle Werke aus den vergangenen vier Jahren – also aus einer Zeit nach der entscheidenden Zäsur in Beresins Werk.
Der Wendepunkt in Eva Beresins Leben und Werk
2007 hatte die Künstlerin die Tagebücher ihrer Mutter von 1945 gefunden und darin gelesen, wie diese der Schoa entkam. Aber sie, die zwar Bruchstücke der Familienhistorie kannte, jedoch geschützt werden sollte, erfuhr darin erstmals auch sehr unvermittelt, wie unzählige Familienmitglieder während des Holocausts umgebracht wurden. Lange Zeit wurde unter den Nachkommen nicht darüber gesprochen – als Beresin aber genauer Bescheid über diese Schrecken wusste, richtete sie sich auch künstlerisch neu aus. „Damals wurde mir klar, dass die Geschichte meiner Familie auch meine ist“, sagt Beresin heute.
Auf einmal sei ihr bewusst geworden, wie sehr sie all dies ihr ganzes Leben lang beeinflusst und warum sie so traurige Szenen gemalt habe, so Beresin: „Und gleichzeitig spürte ich mit diesem Wissen auf einmal eine Befreiung“. Ihre Herangehensweise an Grausamkeiten wurde eine andere: „Ich dachte bis dahin, dass man über dieses Thema nur mit Traurigkeit umgehen kann, aber ich spürte, dass ich es nun auch mit Humor darstellen dürfte.“
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