Golden Globe für den EX-Junkie

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Guy Ritchies neuer „Sherlock Holmes“-Film hat die die Kritik nicht wirklich überzeugt. Robert Downey Jr., der den britischen Meisterdetektiv spielt, wird dagegen mit Lob & Preis überhäuft.

R obert Downey Jr., 45, stand sich bei seiner Karriere selbst im Weg: Drogen- und Alkoholsucht, Gefängnis, Totalabsturz. 2007 aber kündigte sich sein Comeback an, das er mit seiner Rolle als ironischer Superheld in „Iron Man“ manifestierte und das andauert: Zwei „Iron Man“-Sequels sind fast abgedreht, und ein Edgar Allen Poe-Biopic mit ihm steht bevor. Für seine Interpretation des „Sherlock Holmes“ in Guy Ritchies Film erhielt Downey soeben den Golden Globe.

Die Furche: Bis vor kurzem war das Risiko groß, dass ein neuer Film mit Ihnen automatisch floppt …

Robert Downey Jr.: Was soll das denn sein? Nennen Sie das einen gelungenen Einstieg in ein Interview?

Die Furche: Möchten Sie lieber belogen werden?

Downey:Wenn ich die Wahl habe, nein. Aber be-ehrlichen Sie mich bitte sanft, ich bin empfindlich!

Die Furche: Wir wollten Ihnen eigentlich ein Kompliment machen, denn Sie haben ihre Probleme ja gemeistert. Heute reißen sich die Regisseure wieder um Sie und Ihre Figur des intellektuellen Action-Helden. Und der Ihnen kürzlich für „Sherlock Holmes“ verliehene Golden Globe ist auch kein schlechtes Zeichen.

Downey: Jawohl! Rock`n`Roll! Der alte Haudegen hat seine Kraft wieder gefunden. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh mich das macht. Die Bezeichnung „intellektueller Actionheld“ gefällt mir. Obwohl es eigentlich nur so ist, dass mir besonders Charaktere gut liegen, die sich gerne selbst in Schwierigkeiten bringen.

Die Furche: „Sherlock Holmes“ ist keine unbekannte Figur. Wie haben Sie sich den Charakter angeeignet?

Downey: Sie meinen abgesehen davon, dass ich mich gut in seine Drogenproblematik hineinversetzen konnte? (lacht) Nun, ich weiß aus der Zeit, als ich Charlie Chaplin spielte, dass die Menschen über Figuren wie Chaplin oder Holmes irgendwann dachten, es wären reale Personen. Als ich für „Chaplin” recherchierte, wurde ich vom Material regelrecht erschlagen. Umso weniger fühlte ich mich in der Lage, ihn zu porträtieren. Bei Sherlock Holmes habe ich mich deswegen erst wirklich auf ihn eingelassen, als ich vor der Kamera stand. Geholfen hat mir dabei die traurige und doch schreiend komische Wahrheit, dass Sherlock Holmes ein Mistkerl war. Das muss einfach mal ehrlich gesagt werden.

Die Furche: Vielleicht ein Opfer seiner Zeit?

Downey: Durchaus. 1891 war London ein gefährliches Pflaster. Ich persönlich glaube, der Film wird allen verdorbenen Menschen gefallen. Und allen braven, die gerne mal verdorben wären. In Interpretationen bisher war Sherlock Holes immer so betulich, dass ich mir nie einen Reim darauf machen konnte, wer auf diese Lesart gekommen ist? Guy Ritchies Sherlock ist ein guter Boxer, ein Martial-Arts-Kämpfer und etwas durchgeknallt. Aber sagt man das nicht von allen Genies?

Die Furche: Viele finden, dass die „Holmes“-Geschichten das Technologie- und Informations-Zeitalter ankündigten. Wie sehen Sie das?

Downey: Genau so – denn Sir Arthur Conan Doyle war ein Spiritist und Visionär. Wenn ich recht informiert bon, hatte er am Berkely Square in London hatte eine spiritistische Gemeinschaft, die er regelmäßig besuchte und als Informationsquelle nutzte. Und als ich Ende der achtziger Jahre „Air America“ drehte, ging ich ebenfalls zu Treffen der Sir Arthur Conan Doyle Spiritual Society und hörte zu, wie ein Medium zwischen Verstorbenen und Hinterbliebenen kommunizierte.

Die Furche: Die Figuren, die Sie heute darstellen, zeichnen sich vor allem durch eine zynische und ironisch-abgeklärte Haltung aus – so wie man eben auch Robert Downey Jr. kennt.

Downey: Lassen Sie mich kurz darüber nachdenken, ob das ein Kompliment war … Nein, ich weiß schon, was Sie meinen. Es geht um Charaktere, die mir nahe sind. Es kommt mir entgegen, dass bei offensichtlich so genannten platten Figuren wie Super- oder Actionhelden auch in Hollywood jetzt wieder Nachdenklichkeit und Lebensnähe angesagt ist. Ein Superheld mit Depressionen ist interessanter als einer ohne.

Die Furche: Deswegen sind sowohl Sequels von „Iron Man“ als auch „Sherlock Holmes“ sowie viele andere Filme mit Ihnen im Entstehen. Sind Sie zufrieden?

Downey: Ja, zufrieden. Ich kann nicht sagen, ob ich besser bin als vor, sagen wir mal, zehn Jahren. Aber ich habe meine innere Balance gefunden.

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