Cannes - © Foto: APA /AFP / Loic Venance

Signale des Wandels in Cannes

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Das Filmfestival in Cannes ist noch immer Ausdruck von (männlich dominiertem) Protz- und Luxusgehabe. Aber das ändert sich langsam.

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Das Filmfestival in Cannes ist noch immer Ausdruck von (männlich dominiertem) Protz- und Luxusgehabe. Aber das ändert sich langsam.

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An der französischen Riviera tummelt sich genau jenes Publikum, das in der öffentlichen Wahrnehmung stark in die Kritik gekommen ist: Oftmals ältere, weiße (und beleibte) Männer drehen hier ihre Runden im Ferrari, mit viel zu jungen Frauen auf dem Beifahrersitz, deren Lippen durchaus den Auftrieb einer Schwimmweste haben könnten; Geld spielt keine Rolle, denn damit lässt sich alles kaufen, notfalls auch das Schweigen anderer.

Just in diesem Ambiente eine Filmschau zu veranstalten, die die Themen der Zeit ernst nimmt und sich für Frauenrechte und Gleichberechtigung engagiert, den Krieg verurteilt und das Patriarchat sowieso, mutet da recht aussichtslos an. Denn Cannes, das weltgrößte Filmfestival, gegründet 1946, war bislang eher der Ausdruck, oder die Übersetzung dessen, was sich an Hallodri-Tum rund um die Croisette abspielt. Ein Umfeld, in dem #MeToo-Protagonisten wie Harvey Weinstein jahrzehntelang der rote Teppich ausgerollt wurde, in dem man das Kino der alten, weißen Herren hochleben ließ, weil hier in schöner Regelmäßigkeit immer dieselben Arten von Filmen gewannen. Und nur drei davon stammten von Frauen. In 77 Festivaljahren.

Bild der Diveresität

Aber auch dieses Festival unterliegt einem Wandel; das ließ sich bei der heurigen Ausgabe ganz schön beobachten. Denn einerseits wollte man hier gegen die Arbeitsbedingungen beim Festival selbst (mehr Lohn!) und in der Filmbranche im Allgemeinen (mehr Gender-Gleichheit) demonstrieren, andererseits schlug sich im Programm nieder, dass auch Thierry Frémaux, der langjährige Festivalchef, mit der Zeit gehen muss. Für „Barbie“-Regisseurin Greta Gerwig, die der Jury vorsaß, bot sich ein Bild der Diversität in einem durchaus spannenden Wettbewerb. Die Jury hat sich daraus jene Filme ausgesucht, die gut als Exempel dienen, um Signale des Wandels auszusenden. Da ist einmal der Hauptpreis des Festivals, die Goldene Palme: Sie ging an den 53-jährigen Amerikaner Sean Baker für dessen Tragikomödie „Anora“, eine irrwitzig-slapstickhafte Geschichte um eine junge Stripperin, die sich gegen eine russische Oligarchenfamilie zur Wehr setzen muss.

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