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Von der Würde und Integrität des Amtes war im Zusammenhang mit dem Impeachment-Verfahren gegen US-Präsident Clinton viel die Rede. Vermischt wurden dabei immer wieder die, wie Clinton sich auszudrücken beliebte, "unstatthafte Beziehung" zu Miss Lewinsky und Clintons Umgang mit dieser Affäre gegenüber der Öffentlichkeit. Zwar wurde wiederholt herausgestrichen, daß es nicht um Sex im Weißen Haus gehe, sondern um Meineid und Behinderung der Justiz - aber fein säuberlich trennen ließ sich das freilich nie. Wenn also beklagt wurde, daß Clinton Würde und Integrität des Präsidentenamtes beschädigt habe, so ging es natürlich immer auch um das, was zwischen ihm und Monica L. geschah, nicht nur um Lüge.

Wir kennen das Lamento über die verlorengegangene Würde des Amtes auch von anderen Fällen. Die privaten Turbulenzen des amtierenden österreichischen Bundespräsidenten, mehr noch aber die historisch-politischen seines Vorgängers bewirkten, daß der "erste Mann im Staat" nunmehr im ebenso grellen - für die Hofburg bis dahin ungewohnten - Licht des medialen Interesses steht, wie andere Spitzen aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Was Waldheim für die österreichische Innenpolitik, war Kardinal Groer für die Kirche des Landes: Auch hier wurde - völlig wertfrei gesagt - eine Grenze überschritten, hinter die wir nie mehr zurück können werden.

Und auch nicht wollen, werden viele ergänzen - während andere mit kulturpessimistischem Impetus die nachhaltige Beschädigung der entsprechenden Institutionen betrauern.

Letzteren müßte man freilich entgegenhalten, daß die "Würde" welches hohen weltlichen oder kirchlichen Amtes auch immer, primär aus einer Aura der Unhinterfragbarkeit resultierte, die die diversen Ober-Häupter umgab. Das Weihevolle der wenigen war auch schlicht und einfach das Nicht-Wissen der vielen. Das hat sich radikal geändert.

Der Pessimist sieht darin Anzeichen für den Untergang, der Optimist glaubt noch immer an den linearen Demokratisierungsfortschritt. Der Realist hofft, daß ein Mehr an kritischer Öffentlichkeit mit der Zeit auch ein Weniger an charakterlicher Mediokrität a la Clinton bringen werde.

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