Ein paar hundertmal täglich fährt der Liftmann mit seinem Wagen auf- und abwärts. Im Lauf der Zeit gibt das eine lange Strecke, so lang etwa wie von Mensch zu Automat, von Sinn zu Stumpfsinn. Ist der Liftmann oben, muß er wieder hinunter, und wenn er unten ist, immer wieder hinauf: ein bescheidenes Symbol für die Vergeblichkeit menschlichen Wollens und Nicht- wollens. Wenn der Liftmann nicht beschäftigt ist, sitzt er, zunächst dem Aufzug, in einer Ecke der Hotelhalle den Kopf an die Wand gelehnt, deren helle Tünche dort auch schon einen dunklen Fleck hat.
Der lange Kellner, der den schwarzen Kaffee zuträgt — die einzige ihm anvertraute Aufgabe — ist als Unteroffizier gesetzt über eine geordnete Kompanie klirrender Kannen und Täßchen. Die Frackärmel und -hosenbeine sind ihm viel zu kurz oder eigentlich er ihnen Viel zu lang. Der oberste Obei sagt, der Lange zerbreche mehr Geschirr, als man ihm hierfür von seinem Lohn abziehen könne. Und man hält ihn nur, weil er ein entfernter Verwandter des Hoteliers ist.
Jeden Abend gegen acht Uhr kommt von dem weit abseits gelegenen Ort her die kleine buckelige Schneiderin, überm Arm ein paar geplättete oder von Flecken gereinigte Kleider. Die Frauen warten schon immer ungeduldig auf die Bucklige. Wenn sie in der Halle dem Portier begegnet, Gästen oder gar dem Hotelier selbst, geht sie am Lift vorbei die Treppe hinauf. Sieht es aber niemand, dann öffnet der Liftmann ohne ein Wort oder Zeichen der Einladung die Tür des Aufzugs, und die Schneiderin, ohne ein Wort oder Zeichen des Dankes, schlüpft hinein.
Könnte ich gute Fee spielen, so würde ich, falls nichts Wichtigeres vorläge, der Schneiderin ein Automobil kaufen, dem Kellner einen Frack nach Maß, und dem Liftmann das Hotel; wenn auch vielleicht eine seiner ersten Chefanordnungen wäre, Personal und Lieferanten die Benützung des Aufzugs zu verbieten.
