Salehi - © Screenshot: youtu.be/nKOInT1Bpik

Tumadsch Salehi: Die kritischen Zeilen des Herrn Salehi

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Der iranische Rapper wurde in einem umstrittenen Prozess zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt.

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Der iranische Rapper wurde in einem umstrittenen Prozess zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt.

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In seinem letzten Rap-Song heißt es: „Jemandes Verbrechen bestand darin, mit den Haaren im Wind zu tanzen“. Die Anspielung des bekannten iranischen Rappers Tumadsch Salehi ist mehr als klar. Der Tod der jungen iranischen Kurdin Mahsa Amini am 16. September 2022 löste die seit Langem größten Proteste im Land aus. Sie starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Sittenpolizei festgenommen worden war, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Ein großer Unterstützer der Proteste, die auf Aminis Tod folgten, ist Salehi. Nun wurde er in einem umstrittenen Prozess zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt. Wie die iranische Zeitung Shargh unter Berufung auf Salehis Anwalt berichtete, muss der Musiker für sechs Jahre und drei Monate ins Gefängnis.

Ein Gericht verhängte demnach eine zweijährige Ausreisesperre sowie ein zweijähriges Berufsverbot für den Rapper. Er sei zudem aus der Isolationshaft in die allgemeine Abteilung der Dastgerd-Haftanstalt in der Metropole Isfahan verlegt worden. Salehi wurde im Herbst 2022 während der massiven Proteste gegen die politische Führung der Islamischen Republik festgenommen. Immer wieder hatte er mit seinen kritischen Texten soziale und politische Missstände angeprangert. Staatsmedien veröffentlichten ein Video des Rappers mit verbundenen Augen, in dem er sich für seine Kritik entschuldigt. Angehörige werfen der iranischen Justiz vor, den Rapper in der Haft gefoltert zu haben. In seinen Auftritten in den sozialen Medien solidarisierte sich der Rapper früh mit den Demonstrationen. Bereits ein Jahr zuvor war Salehi festgenommen worden. Damals kam er auf Kaution frei. Im Zusammenhang mit Salehis Prozess hatte die EU Ende Juni Verantwortliche mit Sanktionen belegt. Betroffen ist unter anderem der Generalanwalt der Provinz Isfahan. Dieser hat nach EU-Angaben Anklage gegen den 32 Jahre alten Musiker erhoben. Der Rapper sei unter grausamen Bedingungen inhaftiert, hieß es weiter. Irans Justiz klagte den Rapper zunächst gemäß islamischer Rechtsauffassung wegen „Krieg gegen Gott“ und „Korruption auf Erden“ an. Diese Vorwürfe hätten auch ein Todesurteil nach sich ziehen können.

Die von Frauen angeführten Proteste im Herbst 2022 waren der größte politische Belastungstest für die Islamische Republik seit Jahrzehnten. Auch hier findet sich eine Zeile von Salehi: „... 44 Jahre Ihrer Regierung. Es ist das Jahr des Scheiterns.“

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