Hörsaal - © Foto: iSrock / Tom Fowlks

Das wiegt die Stimme der Studierenden bei der ÖH-Wahl

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Die Hochschülerschaft wird von 9. bis 11. Mai zur Wahlurne gebeten. Zwischen Servicearbeit und Aktivismus stellt sich die Frage: Wie viel Politik verträgt die Uni? Eine Annäherung.

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Die Hochschülerschaft wird von 9. bis 11. Mai zur Wahlurne gebeten. Zwischen Servicearbeit und Aktivismus stellt sich die Frage: Wie viel Politik verträgt die Uni? Eine Annäherung.

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Drei Tage lang haben rund 350.000 Studierende in Österreich die Chance, ihre Vertretung in der Hochschülerschaft zu wählen. Schon jetzt ist davon ausgehen, dass nur ein Bruchteil von ihnen ihr Wahlrecht ausüben wird. 2021 gaben bundesweit weniger als 16 Prozent der Studierenden ihre Stimme ab, in den Jahren vor Covid lag die Wahlbeteiligung bei etwa 25 Prozent.

Woran liegt das? „Für die allermeisten ist das Studium an der Universität nur eine kurze Phase ihrer Biografie“, sagt Oliver Vitouch, Rektor der Universität Klagenfurt und Vizepräsident der Universitätenkonferenz – und ortet darin einen Grund, warum viele ihre demokratischen Rechte hier weniger hoch hängen als bei anderen Wahlen. Andererseits kann sich der Rektor auch ein positives Motiv vorstellen: Für viele Studierende sei wohl „im Wesentlichen eh alles in Ordnung an der Uni“. Die große Gruppe der Protestwähler fiele somit weg. Dazu kommt eine nicht ganz aussagekräftige Statistik: Vitouch rechnet vor, dass die Wahlbeteiligung um einiges höher wäre, ginge man rein von aktiv Studierenden aus.

Diskussion über Allgemeinpolitik

Sarah Rossmann studiert an der Uni Graz Deutsch und Englisch im Lehramt – und ist dort die erste ÖH-Vorsitzende. Für ihre Fraktion, die Grünen und Alternativen Studierenden (GRAS), tritt sie dieses Jahr als Bundesspitzenkandidatin an. Die niedrige Wahlbeteiligung führt sie auf zu wenig Sichtbarkeit der ÖH auf dem Campus zurück. Da stimmt auch Stefan Zeiringer zu. „Wir brauchen noch mehr Kulturveranstaltungen und Feiern und müssen unsere soziale Unterstützung besser bekannt machen“, sagt der Student der Betriebswirtschaftslehre und Spitzenkandidat der als ÖVP-nah geltenden Aktionsgemeinschaft (AG) an der Uni Graz. Er vermutet noch einen Faktor für die niedrige Beteiligung: „Zu viel Allgemeinpolitik.“ Gemeint sind Aktivismus und tagespolitische Äußerungen von ÖH-Vertretern. So verloste etwa die Bundesvertretung unlängst Superkleber zum „Klima-Kleben“ auf Instagram. Zeiringers Problem damit ist nicht der Aktivismus an sich, sondern „dass private Interessen mit der Verantwortung in der ÖH vermischt werden“. Beim Thema Klimawandel könne sich die ÖH etwa für klimaneutrale Hochschulen einsetzen.

Für Sarah Rossmann gehört dagegen Allgemeinpolitik genauso zur Uni, denn: „Die Studierenden sind ja nicht von der restlichen Gesellschaft abgetrennt.“ Als drittgrößte Körperschaft in Österreich vertrete die ÖH ihre Mitglieder nicht nur in Studienfragen. Parmida Dianat, Ethnologie-Studentin und Listenzweite der kommunistischen Liste KSV-KJÖ an der Uni Graz, geht noch weiter: „Servicearbeit und Allgemeinpolitik kann man nicht trennen, das ist ein Thema und gehört zusammen.“
Stefan Zeiringer will sich auf Ersteres konzentrieren. Als Herzstück der ÖH sieht er die Vertretung und Beratung der Studierenden an der Uni, als einzige Politik der ÖH die Bildungspolitik. Dass die Studierenden sowieso genug Probleme haben, mit denen sich die ÖH befassen kann, weiß er etwa aus seiner Arbeit als Sozialreferent an der Uni Graz. Zu Coronazeiten erlebte er dort eine doppelte Auslastung, weil viele nicht mehr arbeiten konnten. „Ein Großteil der Studierenden lebt ja ohnehin an oder unter der Armutsgrenze“, sagt Zeiringer.

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