Wenn von Freiheit gesprochen wird, denkt man in der Regel an die politische, und zwar, in unserer geschichtlichen Situation, an ihre demokratische Form. Was ist aber „Demokratie“ in ihrem Wesen — die echte, nicht die der Propaganda? Sie ist die anspruchsvollste und eben damit gefährdetste aller politischen Ordnungsformen, nämlich jene, die beständig aus dem freien Kräftespiel gleichberechtigter Personen erwächst. Die Aufgabe, sie zu schaffen, ist erschreckend groß, weil es nicht viele gibt, die ihr Wesen in den Blick bekommen. Demokratie ist nicht ein Zustand, in dem jede Meinung
Liebt ihr das Buch? Die Frage muß ich sn den Anfang stellen, denn nur an solche, die das tun, ist die Rede gerichtet. Andere würden sie vielleicht als töricht, sicher aber als überflüssig empfinden.Doch wollen wir nichts int Ungefähre gehen lassen; so müssen wir uns noch genauer darüber verständigen, was das Wort „Heben*' hier, meint. Nicht nur, daß einer gern im Buche Vergnügen oder Zerstreuung sucht. Auch nicht, daß es ihm eine unentbehrliche Quelle der Erkenntnis ist, oder eine Schatzkammer, aus welcher ihm Tiefsinn und Schönheit entgegenleuchten. Das alles wäre schon Liebe,
Im Mittelalter war das Leben in all seinen Schichtungen und Verzweigungen religiös durchwirkt. Der christliche Glaube bildete die allgemein angenommene Wahrheit. Gesetzgebung, soziale Ordnung, öffentliches wie privates Ethos, philosophisches Denken,1 künstlerische Arbeit, geschichtlich bewegende Ideen — alles war in irgendeinem Sinne christlich-kirchlich charakterisiert.Im Laufe der Neuzeit erfährt der ganze Zu-itand eine tiefe Veränderung.Die Wahrheit der christlichen Offenbarung wird immer tiefer in Frage gestellt; ihre Gültigkeit für die Formung und Führung des Lebens immer
Wir fühlen, wie sehr das Problem von Krieg und Frieden uns ans Leben dringt. Und nicht nur als eines offenen Ausbruchs von Gewalt; sondern die Wurzeln des Krieges gehen ja viel tiefer hinab. Der äußere Krieg kann nur entstehen, weil der innere da ist. Worin besteht aber dieser?Darin, daß in einem begrenzten Bereich auf der kleinen Erde, die immer kleiner wird, verschiedene Initiativen wirksam sind; und nicht nur verschiedene, sondern einander widersprechende. Wie kann aber dergleichen sein? Bleiben wir beim Erkennen — wie ist es möglich, daß Menschen über die Dinge des gemeinsamen
Schon die Tatsache, daß so viel und immer mehr gesprochen, wird, hat eine verhängnisvolle Wirkung: die Worte nützen sich ab. Achten Sie einmal darauf, was geschieht, wenn ein bisher nicht besonders beachtetes Wort aktuell wird — wie lange bleibt es lebendig? Es gehört zu den schlimmsten Erfahrungen jedes Sprechenden, daß er für etwas echt Erkanntes einen guten Ausdruck findet und er nach kurzer Zeit verschlissen ist, einfach dadurch, daß so viele ihn nachsagen, und immer schlechter nachsagen. Denken Sie etwa daran, was dem Wort „das Nichts“ widerfahren ist, seitdem es vor zwanzig
Mir scheint, wer es aufrichtig mit der Gemeinschaft wagte, hat eine bestimmte Erfahrung gemacht. Er hat wirklich versucht, Gemeinschaft zu haben. Er war überzeugt, die Menschen sind Brüder. „Bruder“ sein aber heißt, nichts haben wollen, woran nicht auch der andere teilhätte. Unterschied ist da Unrecht. Vorbehalt Diebstahl am anderen. Türen müssen offen stehen, aber auch geschlossen werden. Schenken wird unmöglich, wenn nicht auch ein Behalten da ist. Mitteilen kann nur, vjenn es auch Unmitteilbares gibt. Teilnehmen und Teilgeben setzt Besonnenheit voraus, Unterscheidung. Manch ein
In ihrem letzten Wesen ist die Sdrwermut Sehnsucht nach Liebe. Nach Liebe in all ihren Formen und in all'ihren Stufen; von der elementarsten Sinnlichkeit bis zur höchsten Liebe des Geistes. Die Herzkraft der Schwermut ist der Eros; das Verlangen nach Liebe und nach Schönheit.Dieses tiefe Verlangen, und daß es nicht nur einem Teilbereich des Wesens entspringt, sondern seiner Mitte; daß es sich nicht auf besondere Beziehungen und Zeiten beschränkt, sondern das Ganze durchzieht; daß das ganze schwermütige Wesen vom Eros durchtränkt ist und der Eros diesen besonderen Charakter hat: nach